Diese Rede ist im Original vom Verfasser

 

 

 

Rede des 1. Vorsitzenden der BJV-Kreisgruppe Amberg, Manfred Rösch

25 Jahre Waldsterben - 25 Jahre Verbißschäden – wer ist schuld ?

Man kann durchaus auch schon von 30 Jahren sprechen, seit diese wahnwitzige Diskussion inzwischen anhält. Bei näherer Betrachtung fällt aber auf, dass diese Verbiss- und Waldschädenproblematik  kaum ein Globales, Europäisches oder Gesamtdeutsches Problem darstellt, sondern im extremen Maß ein überwiegend Bayerisches. Waldsterben ist hier in Bayern anscheinend ein Dogma von Forst und Umweltverbänden, mit welchem es diesen Gruppierungen bisher immer gelang, bei Presse und Politik  30 Jahre -bis heute im Rampenlicht zu stehen. Ihre fortgesetzten Entdeckungen neuartiger Waldschäden, mit Anprangerung der Verursacher, in erster Linie dem Wild, rückte sie in das Licht von Rettern der Nation.  Bund und Länder kostete die um das Waldsterben angefachte Hysterie bisher Milliarden. Aber nicht immer heiligt der Zweck alle Mittel.

Ich leugne nicht den Klimawandel. Und ich bin auch für den Umbau der Wälder. Doch man muss damit richtig umgehen. Die durchaus bestehende Wahrheit wird jedoch von Gruppierungen aufgebauscht und zur Panikmache betrieben. Damit sich der Glaube an eine ordentliche Gefahr auch ausbreitet, wird die Bedrohung gebetsmühlenhaft wiederholt. Eine Gefahr wie z. B. der Wildverbiss, der sich schwer oder gar nicht richtig einschätzen lässt, aber eine realen Hintergrund hat, bildet den Ausgangspunkt.

Dann kommen Experten hinzu, die sich widersprechen und vor dem baldigen Chaos, wenn nicht gar vor dem nahenden Weltuntergang warnen – oder noch vielmehr die Hysterie geißeln. Manch ein Experte redet sich um Kopf und Kragen oder ändert wöchentlich seine Ansicht. Das macht aber der blinden Masse nichts aus. Aber in einem autoritätsgläubigen Land wie Deutschland macht dies die ganze Sache für mitdenkende Laien nur noch schwieriger, was nun richtig oder falsch ist. Und hier setzt meine Kritik an dem ganzen Szenario Waldsterben und Wildverbiss an. Denn je hartnäckiger Experten behaupten, dass sie Bescheid wüssten, obwohl sie nichts wissen oder wenig wissen, verkünden sie Dogmen, die mehr zur Verwirrung als zur Aufklärung beitragen.

Ich werde Sie jetzt und ich muss Sie jetzt mit einer Reihe von Jahren konfrontieren, besser wäre vielleicht sogar „bombardieren“, die Ihnen aufzeigen sollen, wie unsinnig es letztendlich ist, der Natur mit Behauptungen ins Handwerk pfuschen zu wollen. Und Sie sollen sich am Ende ein Bild machen, wer schuld ist -oder ob es überhaupt notwendig ist, einen Schuldigen zu benennen.

1979 fing eigentlich alles schon an:  Der Göttinger Bodenforscher Bernhard Ulrich, kommt zu der Aussage: Waldschäden sind  verursacht durch Sauren Regen und Schwefeldioxid. Seine Prognose: In fünf Jahren sind die ersten Wälder durch diese Schadstoffeinträge abgestorben!  Das wird zunächst nicht ernst genommen, da selbst auf den Mittelstreifen der Autobahnen, mit Ausnahmen, alles wächst und gedeiht.

Erstmals kommt ein Forstdirektor in Bayern –ich nenne ihn Huber- wegen seiner Gewinne im Waldbau ins Gespräch.  Ein Nachbarförster, ich nenne ihn Meier- der ungewöhnlich hohe rote Zahlen schreibt, beobachtet Huber argwöhnisch, weil dieser im Gegensatz zu Huber, weitgehend auf kostspielige Zäunungen gegen Wildverbiss, verzichtet.

So kommt es, dass Huber von 2 Professoren des Lehrstuhls für Waldbau in München besucht wird, die seine Waldbaumethoden beurteilen. Das Ergebnis der Untersuchungen war für Huber vernichtend. Beide Experten attestieren: Der besagte Wald ist 100 %-ig verbissen. Die Verjüngung kann in nicht tolerierbarem Umfang aufwachsen. Es ist ein umfangreiches Zäunungsprogramm zu erstellen und der Rehwildabschuss unverzüglich zu erhöhen.

Der Forstdirektor Huber  aber zäunte nicht, er schoss auch nicht mehr Rehe als zuvor, sondern er  beobachtete die Verjüngungen und wartete ab, wie sich sein Wald entwickelte.

1981 werden neuartige Waldschäden durch den renommierten Forstbotaniker Prof. Peter Schütt entdeckt.  Der Begriff Waldsterben wird also erstmals von Forstleuten erfunden und geht in die Geschichte ein.  Prognose des Professors: Im Jahr 2000 ist der Deutsche Wald durch Wildverbiss und Schadstoffe tot, also in rund 20 Jahren!  Für den Laien war jetzt klar: der ganze Wald stirbt.   

 

 

Diese Nachricht schlug im gesamten Deutschland wie eine Bombe ein. Die Bundesregierung ließ vom Landwirtschaftsministerium ein Sofortprogramm »Rettet den Wald« verkünden, das Bundesforschungsministerium startete ein großes Programm »Waldschadensforschung«. Im Forschungsministerium türmten sich alsbald Förderanträge aus den Universitäten. Ein schwedischer Forscher zählte mehr als 170 Arbeitshypothesen auf, um die neuartigen Waldschäden zu erklären.

Der Bayerische Jagdverband mit seinen Jägern, die bislang nichts von Totverbiss und Waldsterben gesehen haben -  fordert ziemlich hilflos Äsungsverbesserungen für das Wild.

1982 Die Politik wird von der Presse, besonders Forst- und Umweltverbänden, wegen Tatenlosigkeit in Sachen Waldsterben attackiert. „Deutschland, insbesonders Bayern, wird in 20 – 25 Jahren nur noch Schrumpfwälder besitzen“.

1983 Der oben besagte Forstamtsleiter Meier springt nun auf den fahrenden Zug: Wildverbiss ist Hauptursache für das Waldsterben ! Mit dieser Aussage fährt er seinem Kollegen Huber in die Parade, der auf teuere Zäunung verzichtet aber auch seinen Rehwildabschuss nicht erhöht.

Der „Rehwildkrieg“ durch den Forst  wird erstmals eingeläutet, unterstützt durch den Umweltschutzverband BN (Bund Naturschutz) mit Hubert Weinzierl an der Spitze und Dr. Georg Sperber, „Programmemacher  des BN. Die Süddeutsche Zeitung schreibt erstmals: „Jagdpächter und Jäger werden für das Waldsterben mit verantwortlich gemacht“.

1984 Die Politik reagiert hektisch: Für Expertisen zum Waldsterben werden von Bonn Millionen bereitgestellt.  Es überschlagen sich die wissenschaftlichen Ergebnisse der Waldschadensforscher. Ein Prof. Reichelt macht ein Kernkraftwerk in Nordrhein-Westfalen bei Höxter für die Waldschäden verantwortlich. Als Weiser für das Waldsterben, wird von Forstleuten erstmals die Theorie der „Baumkronenverlichtung“ entwickelt.

1985 „Die Zeit“, eine eher konservativ gehaltene Tageszeitung in Deutschland bringt einen Artikel: „Der waidwunde Wald“. Soll es im Jahr 2000 überhaupt noch einen Wald geben, muss das Wild vielmehr als bisher abgeschossen werden, „das den Wald zusammenfrisst“.

Im gleichen Jahr  finden in Deutschland erstmals sog.  „Verbissaufnahmen“ durch  Forstdienststellen statt, aber ohne Einbeziehung der Jägerschaft, bzw. Revierinhaber.

1986 Reaktorkatastrophe in Tschernobyl: Völliger Zusammenbruch des Wildbretmarktes und aller Waldfrüchte.In diesem Jahr werden dann die Ergebnisse des 1. Verbissgutachtens, mit teilweise abenteuerlichen Verbiss- und Fegeschäden durch Forstdienststellen veröffentlicht: Die Schlagzeilen sind  z. B. „Durch Rehwildverbiss 100% Totverbiss bei der Eiche.  Insgesamt 84% Gesamtverbiss! Edellaubhölzer sind über Verbisshöhe durch Fegeschäden forstlich nicht mehr nutzbar. Eiche und Edellaubholz lässt sich nur hinter Zaun nachziehen. Der Rehwildabschuss ist deutlich zu erhöhen.“

Die Jägerschaft steht konsterniert und vor den Kopf geschlagen als Sündenbock am Pranger. Obwohl sie fast täglich draußen im Wald unterwegs sind, sehen sie weder das angeblich zu viele Wild, noch die unterstellten Verbiss- und Fegeschäden.  Zudem wurden sie, wie bereits erwähnt, nicht in das Aufnahmeverfahren mit einbezogen. Die Jagdbehörden erhöhen erstmals die Abschusspläne und drohen bei Nichterfüllung Strafen an.

1987 Die Attacken gegen die Jäger eskalieren. Gruppierungen von ökologischen Jägern fordern neben dem Schrotschuss die Abschussfreiheit auf alles Schalenwild.

1988 Die Politik gibt nach 4 Jahren erstmals wieder ihren Senf dazu und die SPD entdeckt: „KFZ-Abgase seien verantwortlich für das Waldsterben.“ Auch dies entpuppte sich als falsch.

In Füssen beschließt man zur „Bergwaldsanierung“ den Totalabschuss allen Schalenwildes auf 900 ha Wald.

 

 

Die anhaltenden Schreckensmeldungen und Horrorszenarien über den Zustand der Wälder, entwickeln sich speziell in Bayern zu einer wahren Verbisshysterie.

Ich erinnere nur an die spektakulären Berechnungen von Verbissschäden der Millionärsfamilie Sachs in  ihrem Bayerischen Bergrevier bei Kiefersfelden. Forstsachverständige erklärten Verbiss- und Fegeschäden in Höhe von 1,65 Millionen DM, worauf der Bayerische Staat den mit Sachs bis zum Jahr 2024 laufenden Pachtvertrag kündigte. 1964 hatte Sachs dem Land Bayern das Revier mit der Klausel verkauft, dass Jäger seiner Familie dieses für die nächsten 100 Jahre günstig pachten können. Später wurde die Laufzeit auf 60Jahre, also 2024 geändert. Nach der Kündigung des Pachtvertrages, wegen der Wildschäden, wie gesagt 1,65 Millionen DM, begann ein langwieriger Prozess, über viele Jahre und alle Instanzen, den wegen des hohen Streitwerts, wohl kein privater Pächter finanziell überstanden hätte.

Im gleichen Jahr finden Tübinger Wissenschaftler nun endlich die Ursache des Waldsterbens heraus: Chlorkohlenwasserstoffe „CKW“ gelangen durch Verdampfung in die Atmosphäre. Auch die Verursacher werden genannt: Metallindustrie und Textilreinigungsgewerbe. Diese wehrt sich und gibt den schwarzen Peter sofort an die übrige Industrie weiter.

Das 2. Verbissgutachten mit angeblich 70% Gesamtverbiss wird veröffentlicht (die Jägerschaft  wurde wiederum  nicht mit einbezogen.)

Im November 1988 werden erste Zweifel am Waldsterben laut: Die  Zeitschrift NATURE, eine englischsprachige Fachzeitschrift, schreibt: „Berichte über das Waldsterben seien allesamt falsch und irreführend. „Baumkronenverlichtung“  als Weiser, sei ein Unsinn.

Der Ökologische Jagdverein, wie er sich seinerzeit nennt, wird als Alternative zum Deutschen Jagdschutzverband gegründet.

1989 Und schon geht es los: Der Rehwildkrieg der Öko-Förster eskaliert im Raum Unterfranken und überzieht ganz Bayern. Jäger und Naturfreunde gründen eine Vereinigung, die gegen den von Öko-Förstern gestarteten Rehwildkrieg demonstrieren.

Der bereits zitierte Forstdirektor Huber rührt sich wieder zu Wort: Zum Leidwesen anderer Förster trifft er die Aussage: Waldsterben gibt es nicht !  Den hochstilisierten Totverbiss durch Rehwild gibt es nicht. Verbiss ist zudem nicht gleich Schaden. Bei ihm sind nur 0,3 % der 15.600 ha seines Forstamtes versuchsweise gezäunt. Er sagt weiter:  „Wildverbiss ergibt  sogar eine positive Entwicklung der Wurzelstruktur. Außerdem hätten sich die vor zehn Jahren, also 1979 verkündeten Beurteilungen und Prognosen gewisser Waldbauprofessoren als falsch erwiesen. Sein Wald stehe gesund da, selbst von den Manöverschäden einer US Panzertruppe, die vor zehn Jahren auf einer Verjüngungsfläche wochenlang geübt hätten, sei nichts mehr zu sehen. Huber gilt nun bei den Bayerischen Förstern als Nestbeschmutzer und bei ÖJV-Förstern als Rebell.

Gegen ihn  erfolgen massive Angriffe der Forstpartie, besonders des ÖJV. Sein Kontrahent Meier verkündet gebetsmühlenhaft: „Der Wald wird vom Wild aufgefressen“ und fordert die Fallenjagd auf Rehwild. Forstprofessor Richard Plochmann, ÖJV- Gründer, startet neue Vorstöße  und fordert den Schrotschuss auf Schalenwild. Freiherr v. Rotenhan fordert Wintergatter für den Rotwildabschuss im Spessart.

Der Forstwissenschaftler Prinz Ludwig von Bayern kontert in einem Radiointerview: „Es sterben mehr Bäume an schlechten Forstmeistern wegen nicht standortgemäßer früherer Anpflanzungen, als an anderen Ursachen“.

Dr. Joh. Timinger, Forstamtsleiter in Würzburg, erfindet das Würzburger Modell  und zahlt eine Kopfgeldprämie von 250,--DM für jedes geschossene weibliche Reh.

Unter der Federführung von Dr. Georg Sperber wird der  ÖJV Lohr gegründet. Dieser tritt sofort mit folgender These an die Presse: „Die Ursache des Waldsterbens ist der saure Regen von oben und der Wildverbiss von unten“.  Das entspricht der These des Göttinger Bodenforschers, Bernhard Ullrich, der zehn Jahre zuvor verkündete: „In fünf Jahren sind die ersten Wälder abgestorben“.

 

Der ÖJV Lohr publiziert weiter: „Es könne keine einzige Eiche mehr wachsen“. Die  Main Post“ in Würzburg veröffentlicht: „Durch die Gefräßigkeit der Rehe könne keine einzige Eiche mehr hochkommen, nur Abschuss und Zaun können noch helfen.“

Der Jagdjournalist Bruno Hespeler, hält einen Vortrag in Würzburg und verteidigt die Kopfgeldprämien für den Abschuss von weiblichem Rehwild und Rehkitzen und unterstützt die Behauptung der Forsten, die Wildbestände seien viel zu hoch.  Hespeler sagt: „maximal tragbar ist ein Bestand von 10-11 Rehe auf 100ha; dann aber sei das Wild nicht mehr sichtbar, also alles schießen was man sieht“. Hespeler gilt seitdem als ÖJV „Maulwurf“.  

2000 Jäger protestieren daraufhin in Würzburg gegen den Rehwildkrieg der Staats- und ÖJV-Förster.

 

 

Der ÖJV-Förster  Dr.Georg Sperber entwirft eine Doppelstrategie: „Viel Zäunen - viel schießen. Jeder schießt jedes Reh, das Jagdzeit hat“. Er fordert die „Abschaffung aller administrativen Vorschriften, die den Abschuss behindern“ und beginnt den Bau von zweihundert Kilometer Zaun, auf 900 ha Wald, gegen Wildverbiss, zur Rettung des Deutschen Waldes. Der Bayerische Staat, geschockt durch ständige Horrormeldungen seiner progressiver Förster, diese unterstützt von der Presse und Naturschutzverbänden, zahlt hohe Summen für Schutzmaßnamen.

Die Bleischrot Debatte beginnt, angestoßen von Naturschutzorganisationen. Schießstandbetreiber sollen wegen Bleivergiftung des Grundwassers haften. ÖJV-Förster fordern erneut die Freigabe des Schrotschusses auf Rehwild.

1990 Renso Eck, Forstberater im Bayerischen Wald und Befürworter des Schrotschusses auf Rehwild, bringt eine Broschüre heraus „Der Schrotschuss auf Rehwild“.  Bei der wissenschaftlich aufgemachten Arbeit lässt er erst mit dem letzen Satz, die Katze aus dem Sack. Sein Schlusssatz lautet:

„Der Öffentlichkeit muss klargemacht werden, dass anscheinend ein Großteil der Gegner des Schrotschusses auf erhöhte Rehbestände angewiesen ist, um ihr privates Jagdvergnügen zu befriedigen, während es den Befürwortern um ein altbewährtes Instrumentarium geht, die Anforderungen des Waldgesetzes und des Jagdgesetzes  „weidgerecht und tierschutzgerecht“ zu erfüllen. Vom Tierschutz kam keine Stellungnahme.

Die Sturmkatastrophen Wiebke und Vivien legen ganze Wälder um.  Das bayerische Forstministerium München fordert darauf in blindem Aktionismus ein umfangreiches Zäunungsprogramm, Abschusserhöhungen bei Schalenwild und erlässt Abschussanordnungen in der Schonzeit.

Die Grünen melden sich und finden nun heraus: „Richtfunk und Radarwellen sind verantwortlich für das Waldsterben“.

Das Arten & Biotopschutzprogramm in Bayern läuft an: Trockenrasen-Rückbau wie im Jahr anno 1880, max. 400 Schafe pro Wanderherde. Ein Etat von 50 Millionen DM wird bereitgestellt. Einhergehend wird von den Naturschützern erhöhter Rehwildabschuss gefordert. Auf die Frage „warum denn das ? Antwort: „Es sei ja bekannt, daß Rehe Selektivverbeisser seien, ganz im Gegensatz zur Hammelherde, die alles wegfressen würde“. Das war so um die Zeit der „Wende“.

1991  Nach der Wende, auch allmähliche Wende beim Waldsterben:

Bayerns Ministerpräsident Max Streibel zu diesem Thema: „Waldschäden entstehen nicht durch Wildverbiss!“

Nachdem das „Waldsterben“ von Wissenschaftlern, besonnenen Förstern, Jägern und auch von der Presse zunehmend angezweifelt wird, entwickelt Dr. Georg Sperber vom Bund Naturschutz, neue Thesen:  „Die Bäume wachsen sich zu Tode! Das Eichensterben wird verursacht durch die Einbringung landwirtschaftlicher Düngemittel“. Meine lieben Jägerinnen und Jäger: Wo bislang die Bäume durch Schadstoffe starben, wachsen sie

 

sich nun durch Düngemittel zu Tode !! Der Bauernverband erklärt: „Es wird nur so viel Dünger ausgebracht, wie nötig. Die Ursachen müssen wo anders zu suchen sein.

Der Forstverein fordert höhere Rehwildabschüsse und das Ende der Rehwildhege !

Ein wahnwitziges Beispiel über den Verbiss am Rande: Der ÖJV-Förster Hahn in  Unterfranken, entdeckt in einer gezäunten Kultur neuartige Waldschäden. Überwiegend Kirschbäume sind über Äserhöhe abgeknickt. Hahn unterstellt Rehwildtypischen Verbiss, durch Hochsteigen an den Bäumen und beurteilt den Schaden auf 30.000,--DM, die dem Jagdpächter angelastet werden sollen. Die eingeholten Gutachten ergeben  1.300,--DM Schaden. Kosten d. Gutachtens 1.800,--DM. Der Verursacher der Schäden wurde nicht ermittelt, da sich die Kultur als Wildrein gezäunt erwies.

Hubert Weinzierl vom Bund Naturschutz und mit ihm Dr. Sperber Sperber, BN Sprecher Arbeitskreis Wald, rufen im gleichen Jahr den „Notstand für den Deutschen Wald aus.“

„Die ZEIT“ kritisiert in einem Artikel über den Waldzustand die gravierenden Schwächen im Waldzustandsbericht, besonders über die Kronenverlichtungstheorie.

 

 

1992 Der Chef des Bundes Naturschutz, Hubert Weinzierl findet nun heraus: Frost ist die Ursache des Eichensterbens !

1993 Die Politik meldet sich wieder zu Wort: Das Bundesforschungsministerium veröffentlicht eine Expertenbilanz mit dem Ergebnis: ein Absterben der Wälder ist in Zukunft nicht zu befürchten !

Der ÖJV hält sofort dagegen: Rehe sind schuld an der Schwammspinnerplage, einer Raupenart!

Auch der Bund Naturschutz hängt sich sofort hinten an: „Rehe fressen Wirtschaftspflanzen für die natürlichen Gegenspieler der Schwammspinner!“  und erhebt die erneute Forderung: „Der Schrotschuss auf Rehe muss freigegeben werden !“

Der Bayerische Rechnungshof beanstandet die Zäunung des Forstes mit den exorbitanten Kosten und prangert die Abrechnungspraxis von Forstbeamten bei Abschüssen an. Aufschrei des Bundes der Forstleute erfolgt sofort: „Jagd ist Dienst und harte Arbeit!“

Die Süddeutsche Zeitung greift Thesen des BN und des ÖJV auf:  „Rehe fressen den Wald zusammen“ und „Verbissschäden grenzen an Waldverwüstung“.

Die Waldbauern Georg Hinterstoisser und Franz Seiwald klagen gegen die Pächter des Reviers Aufham (Bad Reichenhall) und wollen höhere Abschusszahlen.

 „Die Pirsch“ bringt erneut einen provokanten Artikel des Jagdjournalisten, Bruno Hespeler. „Je mehr Rehe geschossen werden, um so größer ist das Wohlbefinden der Überlebenden. Er nennt die Jäger Rehwildbeweiner und kritisiert deren Ansitze und Revierfahrten mit dem PKW, der fahrenden Schlachtbank, die zu Dauerstress beim Wild führen würde. Er fordert effektivere Jagdmethoden der Jäger, analog zu jenen der ÖJV-Förster. Schon hier schleicht sich der Begriff des „muffigen, alten Jägers vom Silberwald“ ein, der mit modernen Jägerbild des ÖJV ausgewechselt werden soll.

1994  Der Borkenkäfer tritt erstmals massiv auf.

Das Bay. Kabinett beschließt: „Äsungs- und Lebensraumverbesserungen“ und erstellt das Positionspapier „Jagd in Staatsforsten“. Forstminister Bocklet will Förster nur noch nach der Dienstzeit jagen lassen.

 

Der Bund Deutscher Forstleute  kontert sofort: „Jagd für Förster im Staatswald ist grundsätzlich Dienst und harte Arbeit“.

Die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäßer Waldbau, der Bund Naturschutz und der ÖJV  fordern erneut Schrotschuss und Treibjagden auf Schalenwild, sowie die Dezimierung von Rotwild im Wintergatter, wegen Wildverbiss!  Ferner soll das immer noch geltende „Nazi- Jagdgesetz“ endlich reformiert werden, insbesondere „Abschusshemmende Passagen“.

Dr. Sperber vom ÖJV meldet sich wieder zu Wort: „Überhöhte Rehwildbestände führen zu Zwergenwuchs“. Er fordert das Fütterungsverbot, Ende der Abschussplan-Obergrenzen und die Bockjagd bis Februar, weil auf 100 ha  40 Rehe den Wald totfressen würden“.

Die Statistik „Kranker Deutscher Wald“ wird veröffentlicht:  „Schadstufe 4, d. h. über 40% der Bäume sind todkrank, aber nicht durch Wildverbiss, sondern Industrieeinwirkungen.

Die Bayerische Staatszeitung verkündet: „Wildverbiss hat deutlich abgenommen; nur noch 49% Laub- und 26% Nadelholz verbissen. Großes Lob an die Staatsförster, da im Staatswald angeblich weitaus weniger verbissen als im Privatwald. Meine Frage: wer kontrolliert eigentlich den Kontrolleur?

Das Wochenmagazin „Der Spiegel“  beginnt nun auch am Waldsterben zu zweifeln und bringt einen Artikel mit dem Titel: „Vom Umweltschutz zum ÖKO-Wahn“.

Erstmals taucht die Schwarzwildproblematik auf. Merkliche Zunahme der Sauen. Sofort werden die Jäger als die Schuldigen ausgemacht. Wildbiologen behaupten: der Zuwachs entstehe durch das geänderte Sexualverhalten bei den Sauen, weil Jäger Bachen schießen würden.

 

1995 „Die Zeit“ berichtet in einer Ausgabe: „für den Bayerischen Schutzwald müssen in den nächsten  20 Jahren 800 Millionen DM ausgegeben werden. Bayern gibt jedes Jahr 27 Millionen DM für Zaunbau gegen Wildverbiss aus und hat zwischen 1991 und 1995  8.000 km Zaun gebaut.

Erstmals erscheinen in der Presse von namhaften Personen ernsthafte Gegenstimmen zum sog. Waldsterben, z. B.: Der Ökologe Heinz Ellenberg: „Es gibt kein Waldsterben, im Gegenteil, es gibt Waldwachstumsschub“. Prof. Dr. Heinsdorf, Direktor der Forstl. Forschungsanstalt Eberswalde: „Der Wald wächst besser als je zuvor!“ Der Biologe Prof. Dr. Otto Kandler, Leiter des Botanischen, Institutes der Ludw. Max. Uni. München sagt: „Waldsterben gibt es nicht“!  Er bewies, daß die von den Medien veröffentlichten Thesen des Prof. Schütt, wissenschaftlich keinen Halt finden.  Die Krankheiten sind wie schon vor 100 Jahren, Pilzbefall, Trockenperioden.  Die Theorie der Baumkronenverlichtung als Weiser für das Waldsterben ist Unsinn. Anhand einer Postkarten- und Fotosammlung  belegt Kandler, daß sich einst verlichtete Kronen je nach Witterungsverlauf wieder regenerieren.

Sofort meldet sich der Bund Naturschutz:  „Der Wald wird gesund gelogen !" und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald versteigt sich zu der Aussage: „Der Wald stirbt weiter“: zu viele Autos! Der BUND Naturschutz fordert wie immer: „Mehr Rehe schießen“ !

Der ÖJV- Förster, Michael Hahn, prägt den Begriff: „Bonsay-Eichen“. „Eichen sind die Opfer von Rehen“. Durch Stickstoffeintrag aus der Luft wüchsen die Bäume doppelt so schnell wie früher. Doch sie haben fehlende Widerstandskraft und verkrüppeln. Seine Empfehlung: „Mehr Rehe schießen!“

Der Oberste Bay.Rechnungshof veröffentlich eine Expertenbilanz: „Wertverlust im Schutzwald durch Wildverbiss in Höhe von 34 Mio. Mark!“

Der bayerische Forstminister Reinhold Bocklet greift ein: „Sachlich bleiben, schließlich hätten nicht jene Wissenschaftler recht behalten, die in den frühen 80er Jahren ein großflächiges Waldsterben vorausgesagt haben“.

 

1996  Das Bundesforschungsministerium  fordert die Abschaffung des Verfahrens der Waldzustandserhebung wegen Unbrauchbarkeit.

Das Europäische  Forstinstitut verkündet: „Das WALDSTERBEN ist VORBEI !“

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt: „Der Wald stirbt und wächst derweilen in den Himmel “

Hubert Weinzierl vom Bund Naturschutz erfindet und prägt daraufhin einen neuen Begriff: "Der Wald stirbt an krankhaftem Wachstum".

Die Main Post, Würzburg schreibt: „Keine Entwarnung bei Waldsterben, jede 2. Eiche ist schwer geschädigt“

1997  Der Waldzustandsbericht der Regierung wird veröffentlicht.

Der Bund Naturschutz geht sofort in die Vollen und attackiert Landwirtschaftsminister Jochen Borchert mit  „Verschleierungstaktik“.  Der BN hat neue Verursacher ausgemacht: Stickoxyde, Ozon, Ammoniak. Er fordert: Tempolimit, Ende der Massentierhaltung, Ausgleichzahlungen für Waldbauern.

Wissenschaftler warnen vor mangelhafter Aussagekraft der Erhebungsmethoden.

1998 Große Forstkonferenz in Deutschland:  Hunderte Millionen Mark Forschungsgelder sind verbraucht. 20 Jahre gibt es nun die Diskussion über das Waldsterben, welches bisher  nicht eintrat. Der Bodenkundler Prof. Karl-Eugen Rehfuß aus München trifft die Aussage: „Alle Schadstofftheorien sind ein KONSTRUKT von Ideologen, die Realität ist ein ganz erheblicher Massenzuwachs an Wald!“

Eine Jagdgenossenschaft in Unterfranken beantragt auf Anraten des ÖJV Försters Michael Hahn eine Abschussverlängerung auf Rehwild nach dem 01.02. wegen Wildverbiss: Die Untere Jagdbehörde lehnt die Verlängerung ab, da bei einer Ortsbesichtigung kein Verbiss festgestellt werden konnte.

Das Land Bayern verliert nach zehn Jahren den durch alle Instanzen geführten Rechtsstreit gegen die Familie Sachs auf Zahlung von 1,65 Millionen Mark Wildschaden,  vor dem BGH in Bonn (Az. III ZR 205/98).  1988 hatten

 

Forstsachverständige im Revier von Sachs, Verbiss- und Fegeschäden in Höhe von 1,65 Millionen DM errechnet -und sich damit gewaltig getäuscht.

1999 Wiederum Massenvermehrung des Borkenkäfers. Die meisten Borkenkäferarten sind jedoch nicht in der Lage, lebende Bäume zum Absterben zu bringen.

Tierschützer kritisieren Jagdreisen ins Ausland. Der  Geschäftsführer des ÖJV Bayern, Wolfgang Korneder, fordert die sofortige Einstellung der Trophäenjagd. Er stellt die freche Behauptung auf, dass der gegen den Tierschutz verstoßende Trophäentourismus zudem mit deutschen Steuergeldern subventioniert werde. Seit 1987 seien 40 Millionen Mark in die Abschussgebiete als Entwicklungshilfe geflossen, kritisierte  Tessy Lödermann, Vizepräsidentin des Bay. Tierschutzbundes. Der ÖJV kritisiert ferner, dass ihm die Teilnahme an der 8. Münchner Ausstellung „Jagen und Fischen“ am 14.4.99 verweigert werde.

2000 – 2002 Etwas Ruhe an der Front. Vorstöße des BJV hinsichtlich Änderung des Vegetationsgutachtens werden abgeschmettert. Aussage des Ministeriums: „Das Gutachten ist objektiv“.

2003 Dann kam die große Überraschung: Ministerin Renate Künast von den Grünen erklärt das Waldsterben für beendet. Das sind 10 Jahre, nachdem das Bundesforschungsministerium 1993 veröffentlichte: „ dass ein Absterben der Wälder in Zukunft nicht zu befürchten ist“! Und inzwischen schallt es wieder aus grünen Mündern „dem Wald gehe es so schlecht wie lange nicht mehr“. Dem Bund kostete die Hysterie um das Waldsterben rund eine halbe Milliarde Euro. Die Länder finanzieren den unsinnigen Waldzustandsbericht mit rund 100 Mio. Euro jährlich.

 

Glaubt man nun, es sei nun ruhiger um das Waldsterben und Wildverbiss geworden, weit gefehlt.  Nach dem Scheitern des vom BN, ÖJV und diversen Naturschutzverbänden 2004  gestarteten „Volksbegehrens“ gegen die Forstreform, wurden dann unter Stoiber im Jahr 2005 die Strukturen der Forstämter im Zuge der Forstreform geändert. Die Forstbetriebe wurden auf gewinnbringende Wirtschaftsunternehmen umgestellt. Tatsächlich haben die Staatsforsten in den ersten drei Jahren nach der Reform mehr als 139 Millionen Euro Überschuss erwirtschaftet, wovon 88 Millionen an den Freistaat gingen.

2004 Massenhafte Vermehrung des Borkenkäfers, besonders im fränkischen Bereich

2006  erfolgte  die Auflösung der Oberen Jagdbehörde und der Bayerischen Staatsforstverwaltung.

2007 Der Sturm Kyrill richtet im Januar große Verwüstungen in den Deutschen Wäldern an. Insbesondere Nadelholz ist von großflächigen Windwürfen betroffen. Entlang den Autobahnen wurden gigantische Schneisen gerissen. Sofort treten Experten und die sich dafür halten auf den Plan:  Als Verursacher wird nunmehr die sog.  Klimaerwärmung durch CO2 ausgemacht.  Ideologen und Weltverbesserer fordern: Kleine Autos, schmale Reifen, Kühe in den Stall, mehr Windräder, Heizung herunterdrehen, Bio Treibstoffe, Benzin drastisch verteuern usw. usw.

Forstminister Josef Miller, CSU, legt den Waldzustandsbericht in Bayern vor: Knapp 29% aller Bäume sind deutlich geschädigt, Bayerns Wälder erholen sich nur leicht . Für die aktuelle Untersuchung hatten Experten den  Zustand der Kronen von 9.000 Bäumen in 370 Beständen in ganz Bayern begutachtet. Schilda lässt grüßen, kann man da nur sagen.

Die Hysterie um das Waldsterben wird wieder neu angeheizt. Zitat: „Die prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels machen deutlich, dass große Herausforderungen  auf den Wald und die Forstwirtschaft zukommen“.

2008  Das  neue Schlagwort „Klimakatastrophe“ wird geboren.

Zum Thema Klimaveränderung, das derzeit die Welt bewegt, gibt es Aufzeichnungen in Bayern. Seit 1780 wurden auf dem Hohenpeißenberg - zunächst von einem Kloster, dann von einer modernen Wetterstation, Klimaaufzeichnungen gemacht. Gemessen im 10-Jahresmittel: seit 1780 bis 2000 stieg die Temperatur mit teilweise heftigen Ausschlägen von bis zu 2° plus/minus in Zehnjahres-Rhythmen, von 6,9° auf 7,2°, das sind + 0,3° Erwärmung in 220 Jahren.  Die nächste Zusammenfassung erfolgt heuer in 2010. Es zeichnet sich ab, dass die Klimaerwärmung dann im südlichen Bayern ca. 0,7°  betragen wird.  Jahresringe alter Bäume beweisen, dass diese mit ganz anderen Temperaturschwankungen fertig geworden sind als es die sog. Experten wahrhaben wollen.

 

Was es mit der Klimaveränderung letztlich auf sich hat, ist noch zu neu um Aussagen darüber zu machen.  Kaum jedoch war der neue Begriff „Klimakatastrophe“ geboren, da standen in Bayern schon Forstsachverständige Gewehr bei Fuß, um den Wald und die Welt zum positiven zu verändern.

2009 Für sog. „Schutzwaldregionen“ wurden die Schonzeiten für Rot-Reh-und Gamswild in gewissen Altersklassen aufgehoben. Die amtliche Begründung für die Aufhebung der Schonzeiten ab 2009 lautet:  „Gesunde Bergmisch-wälder sind die beste Vorsorge gegen Lawinen, Steinschlag, Hochwasser, welche infolge des „Klimawandels“ erheblich zunehmen. Mit den forstlichen Bemühungen müssen angepasste Wildbestände einhergehen um die Bergwaldverjüngung zu gewährleisten“. Von der Aufhebung der Schonzeiten sind hauptsächlich 15.000ha Staatswald betroffen.  Der Erlass gilt zunächst bis Dezember 2013.

Wir sind im Jahr 2009 auch beim alle drei Jahre wiederkehrenden Forstlichen Vegetationsgutachten angelangt, das besser den Namen „Verbissgutachten“ tragen würde. Das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, deren Ämter die sog.  „ÄELF“ mit über 1000 Mitarbeitern sind, fertigen das Vegetationsgutachten.                                                            Im Jahresbericht kritisiert der  Bayerische Oberste Rechnungshof : „Die Verbissbelastung ist nach wie vor untragbar hoch.  „Wald vor Wild“ sei nicht umgesetzt.  Diese Situation erfordert sofortiges Handeln. Der

 

Klimawandel erfordert klimatolerante Baumarten. Anmerkung von mir: Diese werden aber bevorzugt verbissen.  Des weiteren wird festgestellt, dass die Jagdbehörden (Regierungen) und Landratsämter die Abschussempfehlungen nicht konsequent umsetzen 

Forderung : „Gesetzesänderung“ und zwar Zuständigkeit für Jagd und Abschuss ist auf ÄELF zu übertragen . Der mangelhafte Vollzug durch die LRÄmter und kreisfreien Städte muss beendet werden !

März 2010 Von Prof. Martin Moog, Lehrstuhl f. forstliche Wirtschaftslehre TU – München, erscheint im „Jäger“ ein Artikel mit dem Titel: „VERBISSPROBLEM NUR IN DEN KÖPFEN“ Moog sieht keine messbaren Verbissschäden durch Rehwild; im Gegenteil: Verbiss sorge dafür, dass die übrigen Bäume besser wachsen können.“

Und nun überschlagen sich die Ereignisse. Und alle, die Sie hier sitzen, kennen die Ereignisse der vergangenen Wochen. In „Wild und Hund“  erscheint am 4.3.2010 der Artikel „Flächenbrand in Bayern“. Dieser kritische Artikel der Jagdzeitschrift gibt Internas über die Verknüpfung von ÖJV, Rechnungshof, AELF, Bauernverband, den Natur-schutzverbänden BN, BUND und einer Clique von Bayerischen  Ministerialbeamten preis, die der herkömmlichen Jagd den Krieg erklärt haben.

W&H beleuchtet deren konzertierte Aktionen, die Manipulationen um Wildschäden, das Bild eines „Neuen Jägers“, den Masterplan, wie der BJV zerschlagen werden könne, die Zuschusterungen durch Protégés von Finanzmitteln aus der Jagdabgabe und Steuermitteln, wie auch deren Vergeudung: 20 Millionen alleine für das nutzlose Verbissgutachten.  Der W&H Artikel wirkt wie das Stochern in einem Hornissennest. Noch eins draufgesattelt wird in den Regierungsbezirken Niederbayern und Oberpfalz, die eine „Soll“-Anordnung als Verbindlich erklären und mit Zwischenstreckenlisten, körperlichem Nachweis, Zwangsgeld und Bindewirkung der Verbissgutachten drohen. Aufgeschreckt reagiert endlich der Bayerische Jagdverband.                                                              

Das Bayerische Staatsministerium f. Ernährung Landwirtschaft und Forsten entschuldigt sich indessen in einem Brief bei Prof. Dr. Jürgen Vocke für den Abschlussbericht, dessen Inhalt nicht vom Staatsministerium geteilt würde und in keiner Weise Eingang in Konzepte der Forstverwaltung gefunden habe. Wie immer: keiner weiß, wer es gewesen ist. Die bayerischen Jäger reagieren zu Recht aufgebracht gegen die Forstverwaltung und deren Verflechtungen mit ÖJV-Aktivisten und Naturschutzverbänden.

MDL, Hubert Aiwanger, von den Freien Wählern, auch Vors. der BJV Kreisgruppe Rottenburg, Landkreis Landshut hatte eine Gesetzesinitiative zur Abschaffung der Abschusspläne eingebracht. Er geht inzwischen auf Helmut Brunner los. Der tut auch so, als habe er nichts gewusst. Die meisten Revierinhaber in meiner KG haben diesen Gesetzesvorstoß begrüßt. Doch leider wurde er abgelehnt. Der Staat möchte weiterhin an erster Stelle mitmischen.

 

 

Und ich bin fest überzeugt, dass der regelnden Phantasie mancher Staatsdiener  keine Grenzen gesetzt sind. Die Vorstellung, den Untertanen nichts vorgeschrieben zu haben, empfinden ökologisch motivierte Mitarbeiter der Forstverwaltung offenbar als unerträglich. Zudem agieren einige von ihnen hinter den Kulissen als Protégé’s von Mitgliedern des ÖJV und Naturschutzverbänden, die höchst eigenwillige Wertbeurteilungen von Wild und Waldschäden kreieren. Ihnen geht es nicht um die Ökologie, ihnen geht es in erster Linie ums Geld.

 

 

 

Vom Landwirtschaftsministerium wird dann das Papier als „Gegenstandslos“ aus der Diskussion genommen. Das interne Papier des Bayerischen Forstministeriums sei nie zur Veröffentlichung gedacht gewesen, aber leider doch an W&H durchgesickert. Es ist vom Tisch gewischt und gilt als nicht geschrieben !  Warten wirs ab!

Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, hat sich von dem Abschlussbericht distanziert und erklärt : „Unser Jagdwesen stützt sich auf drei Pfeiler : Schutz von Wildtieren,  Schutz ihrer Lebensräume, sowie die Regulierung der Wildbestände zum Interessenausgleich“.

Liebe Jägerinnen und Jäger! Dem könnte, selbst beim Grundsatz „Wald vor Wild“ jeder Jäger zustimmen, denn nach allen wissenschaftlichen Erkenntnissen wächst der Wald besser als je zuvor und das seit über dreißig Jahren

Nicht zustimmen können die Jäger aber der von Ideologen stereotyp wiederholten Unterstellung, der Wald sei krank, würde vom Wild aufgefressen, die Wildbestände seien viel zu hoch und müssten weiter reduziert werden. Der Waldumbau erfordere angepasste Wildbestände. Alles vage, nicht messbare, aber ministeriell verkündete Begriffe, die jegliche Abschusshandlung rechtfertigen sollen und die die Förster empfehlen sollen.

Tatsächlich aber m. S. v. D.u . H.  kommen die geforderten - insbesondere auch die von der ÖJV-Forstpartie praktizierten -  Abschussstrategien, behördlich verfügten Ausrottungsversuchen und Vernichtungsfeldzügen des heimischen Schalenwildes gleich.

Endlich wacht auch der Bauernverband auf. Sie erkennen, dass die behördlichen Anordnungen der Regierungen Oberpfalz und Niederbayern eine Entmündigung der Grundstückseigentümer gleichkommt. Wenn eine Einigung zustande gekommen ist, dann kann doch wohl nicht noch eine „Anordnung“ verordnet werden. Wir sind doch nicht mehr in der DDR, sondern im Freistaat Bayern, l. J. u. J.

Ich persönlich habe den Eindruck, dass der Verbiss  je nach dem, welcher Förster die Aufnahme macht, als zu hoch, deutlich zu hoch oder akzeptabel eingestuft wird. Die subjektive Einschätzung des Aufnehmenden wird immer enthalten sein.

Zusammenfassend kann gesagt werden:

·         Zu beanstanden sind: Von Forstexperten erklärte Waldschäden, die nie eintraten. Zu beanstanden ist weiter,  dass keiner der falschen Propheten und Ideologen je zur Verantwortung gezogen wurde und seine Aussagen öffentlich revidieren musste. Der Schaden für die Wissenschaftler ist enorm. Nun glaubt ihnen keiner mehr.

·         Die Umweltverbände können ebenfalls nicht erfreut sein. Sie haben viele Jahre ihre Macht gegenüber der Politik ausgespielt, sie haben maßlos übertrieben.

 

 

Was ist nun mit unserem Wald? Ist er gesund? Natürlich nicht. Der Forstschutz-Professor Michael Müller von der TU Sachsen hat eine für idealistische Laien enttäuschende Antwort: „Der gesunde Wald ist eine idyllische Vorstellung, eine Projektion. Es hat ihn nie gegeben. Wo der Wald lebt, kränkelt er auch“.

Ich denke, das trifft die Problematik „Waldsterben und Verbiss“  auf den Punkt. Aber der Wald muss deshalb nicht gleich sterben. Das haben Sie in der von mir vorgetragenen Zeitreihe ausführlich gesehen. Nur Ideologen verkünden immerwährende Horrorszenarien. Und darum sage ich ganz deutlich: Kompetenz ist gefragt und nicht Ideologie. Und wir Jäger werden uns nicht den Ideologen wie dem ÖJV und anderen Gruppierungen beugen.

Mir hat diese Chronologie sehr viel Mühe und Arbeit gemacht, liebe Jägerinnen und Jäger. Aber ich denke, wir sind es unserem  Wild einfach schuldig, dass nicht alles, was mit Waldsterben und Verbiss gesagt und ideologisiert wird, unserem Wild angelastet werden kann und darf.  Der Mensch ist eindeutig der bisher größte Umweltverschmutzer und rücksichtsloseste Naturzerstörer. Unser Wild hat es nicht verdient, nur als Schädling und Störenfried betrachtet zu werden, wenn Bäume nicht so wachsen, wie es sich manche Förster und Ideologen vorstellen oder gerne hätten.

Und darum liebe Jägerinnen und Jäger setzte ich mich für beides ein: Wald und Wild. Und ich bitte Sie auch alle, mich, die Kreisgruppe und den Bayerischen Jagdverband darin zu unterstützen.  Für mich wird es immer nur den einen Grundsatz geben: Wald und Wild als eine von der Schöpfung gewollte Einheit. Vor Millionen Jahren entstand zuerst die Natur, dann kamen die Tiere und erst um Schluss der Mensch, der Ziele nur noch in gewinnorientierter Ausrichtung sieht. Und das sollte sich auch der ÖJV einmal zu Herzen nehmen, der so gerne mit seinem Deckmantel der Ökologie hausieren geht, die Ökonomie aber an die Fahnenstangen heftet. Denn nicht überall ist Öko drinn wo Öko draufsteht!